Ich muss Dir, Henkerseele, hier erneut widersprechen: Es gibt auf dem Markt derzeit nichts, das mit dem ursprünglichen Grepolis vergleichbar ist und "attraktiver" aussieht. Es mag an meinem Alter liegen, vielleicht auch an der Zusammensetzung meines Umfelds/Bekanntenkreises, aber es ist gerade dieser "Klimbim" samt Animationen, die mich/uns in einem Browsergame dieses Typs so unendlich nerven, weil sie das Spielprinzip verwässern - ganz abgesehen davon, dass sie unnötig Ressourcen fressen.
Es ist mir unbegreiflich, warum Spielebetreiber, wenn sie ein gutes Produkt auf den Markt gebracht haben und dieses sich - nicht ohne Grund - aufgrund seines ganz speziellen und sich von der Masse abhebenden Charakters gegen die Konkurrenz durchsetzen und als einer der wirklich großen Spieletitel etablieren konnte, nach einer Weile anfangen, genau der Massenware hinterherzuhecheln, gegen die sie sich mit ihrem Produkt einst so wohltuend abgehoben hatten. Da werden Kniefälle vor Marktanalysen vollführt, die so aberwitzig sind wie die Ergebnisse, die man ingame sieht, die treue und Mundpropaganda treibende Stammspielerschaft vertrieben und vergrätzt, zugunsten von Laufkundschaft, die nach zwei Monaten weiterzieht auf der Suche nach einer Form von Bespaßung, die Grepolis nicht bieten kann, auch nicht, wenn man es bis zur Unkenntlichkeit weiterverbiegt. Man versucht, einen Spielertypus anzulocken, der nicht zum Spieltypus passt, und wundert sich, warum am Ende alle enttäuscht sind: Die Stammspieler, die neuen Spieler, und nicht zuletzt die Entwickler, die glaubten dem Spiel etwas Gutes zu tun, und mit den neuen Konzepten Misserfolg ernten, weil ein solcher Spagat nicht gelingen kann.
Grepolis ist - oder war - ein strategisches Kriegsspiel. Das ist nichts für Leute, die sich, spieltechnisch gesehen, gerne mit Popcorn auf einen Kinosessel lümmeln und sich durch viel Action berieseln lassen möchten. Die sind hier falsch. Bei Spielen vom Typ Grepolis muss der Spieler selbst auf die Bühne und bereit sein, dass Stück, das geboten wird, selbst mitzugestalten. Und je aktiver er das tut, desto besser wird für alle Mitspieler das Spielerlebnis. Und gerade dieses Eigenengagement der Spieler, die Interaktion mit echten Mitspielern, wird durch die Neuerungen im Spiel erstickt. Akteure werden zu Konsumenten umerzogen, die unterhalten werden wollen. Und das ist der schleichende Tod für Spiele wie Grepolis.
Zum Thema Asien: Ich nenne die Helden nicht ohne Grund "Tamagotchis". Aber die Verhältnisse auf dem asiatischen Markt sind nicht auf europäische (oder "westliche") Verhältnis übertragbar (ebenso wenig wie umgekehrt), das mussten auch schon sehr viele multinational agierende Unternehmen in vielerlei Hinsicht und meist leidvoll erfahren.