@simpsons: Ich versuchs mal ohne Gehässigkeiten.
Im Gegenteil, den Begriff Volk versuche ich bewusst zu vermeiden - ich hab ihn auf den letzten Seiten nur ein einziges Mal genutzt und mir gefällt die entsprechende Textstelle immer noch nicht. Ich lehne sogar Staatsbürgerschaften als solches eigentlich ab - es gäbe viele Dinge (fast alles), die würde ich viel lieber an den Aufenthalt als an die Staatsangehörigkeit knüpfen.
Das ist eben genau das Problem. Du tust gerade so, als hätte der Name irgendeine idealistische Wunschkraft über die Tatsachen. Dass es das Volk
gibt ist weder eine Illusion noch eine Erfindung der Nationalisten. Und es verschwindet auch nicht wenn man nicht mehr von ihm redet. Das Volk
ist jeder Mensch der einer bestimmten Staatsgewalt
Untertan ist, also nicht ein konkreter Haufen von Menschen mit irgendwelchen historischen, kulturellen oder natürlichen Grundgemeinsamkeiten. Stattdessen ist im Volk bereits jeder nur durch seine Unterworfenheit unter
die selbe Macht Teil des selben Volkes - das ist die faktische Gemeinsamkeit, die eben auf Gewalt einerseits und auf die Anerkennung der Gewalt des Volkes in den Wahlen andererseits beruht. Das Volk existiert, weil es in seinem Rechtszustand als Volk das einzige Mittel für seine Zwecke erkennt, weil es von seiner Herrschaft abhängig ist.
Der Zustand lässt sich nicht beseitigen, wenn sich der Rechtsinhalt ändert. Dein Vorschlag würde einfach nur mit dem Anrecht aller anderen Staaten auf ihre Staatsbürger kollidieren, das wäre dann irgendeine langweilige komplizierte juristische und diplomatische Frage wie deine Vorstellung von deutscher Staatsbürgerschaft zu regeln wäre. Sie basiert aber weiterhin auf der Gewalt auf dem deutschen Territorium einerseits und dem Willen derer, die sich auf dem Territorium aufhalten andererseits - dein Vorschlag ändert damit gar nichts an den Verhältnissen, die im Begriff des Volkes gesagt sind, sondern würden ihn nur von seinem genetisch-naturalistischen Rassismus befreien. Man hätte bei deinem Volksbegriff eben keine Ableitung des Volkes mehr aus der Abstammung, was nach bürgerlichen Standards in der Tat überholt ist, sondern einen Volksbegriff, wie er mit "Bevölkerung" immer ideologisch verklärt wird.
Dabei ist der biologische Rassismus gar nicht das prinzipiell falsche am Volksbegriff.* Das ist, dass man eine unwesentliche Gemeinsamkeit wie Aufenthalt auf einem Territorium für die Legitimation der Herrschaft und Unterworfenheit des Volkes nimmt, obwohl im Volk die gegensätzlichsten Interessen zu finden sind. Einen deutschen Arbeiter verbindet eben tatsächlich nicht mehr mit einem deutschen Kapitalisten, als dass man dem selben Recht gehorcht, und dass der Arbeiter vom Kapitalisten abhängt und sein Interesse deshalb immer am Interesse der Kapitalistenklasse relativieren muss. Das leister der Volksbegriff, das leister auch der Begriff der Staatsangehörigkeit oder der Bevölkerung, und eine Namensveränderung ändert gar nichts an den Sachverhalten.
*Edit: Damit man das nicht falsch versteht, das ist schon falsch daran, aber so konkret ist es noch nicht der prinzipielle Fehler, dass mit "Volk" so etwas wie "Rasse" gesagt ist, das sehen eben nur Rassisten so oder wollen es so geltend machen. Der prinzipielle Fehler liegt in der Betrachtung des Volkes als etwas anderes als einem Gewaltverhältnis, die Ignorierung der Unterschiede innerhalb des Volkes und die Ableitung des Volkes aus einer ganz unwesentlichen anderen Gemeinsamkeit.
Dein Staatsbürgerbegriff, der mit dem Aufenthalt identisch ist, ignoriert den gewaltförmigen Anspruch anderer Staatsmächte auf ihr verreisendes Volks - die können nicht einfach so einen neuen Souverän annehmen indem sie Einreisen, da würden eine Menge Staaten ihre Grenzen zu Deutschland dicht machen, und die deutsche Politik hätte auch überhaupt kein Interesse an sowas. In deinem Volksbegriff wird der Aufenthalt auf dem Territorium, also, dass man faktisch nur dem Zugriff der deutschen Staatsmacht direkt unterliegt, als zureichender Grund für die Akzeptierung dieser Unterwerfung aufgefasst - das ist genauso falsch und im Ergebnis das selbe wie der naturalistische Rassismus, auch wenn dieser Volksbegriff ohne einen Begriff von Rassen auskommt. Die werden dann eben nur im Ergebnis in der Berechnung der Staaten, wer wen nach Deutschland lässt, Wirklichkeit, ohne dass du davon was wissen musst dass deine Vorstellung von Gewalt genau das zum Ergebnis hat was du nicht Volk nennen willst.
Daher fordere ich ja auch "No border, no nation". Kein Mensch ist illegal - Bleiberecht überall!
Und das ist eben schrecklich naiv. Es ist ja auch wirklich kein Mensch illegal, für jeden
illegal Einreisenden gibt es einen
legalen Rechtsstatus. Deren Behandlung, Unterbringung und Ausweisung sind absolut rechtmässig. Der Mensch wird durch seine legale Behandlung nicht illegal, aber sein Aufenthalt auf fremdem Staatsgebiet ist illegal wenn der jeweilige Staat das eben so setzt.
No Border, No Nation ist ebenfalls nichts als ein frommer Wunsch ohne jede Substanz, wenn der Volksbegriff schief liegt.
Bleiberecht bedeutet nichts als die Legalisierung schlimmster Armut. Ist ja schön wenn man wenigstens dasein darf, aber echt bescheiden als Forderung.
Ich kapiere einfach nicht, warum Menschen unterschiedlich sind (und zwar in dem Maße, dass sie mit unterschiedlichen Rechten und Pflichten ausgestattet werden), bloß weil auf einem Plastikkärtchen ein anderes Wort draufsteht. Vielleicht hat es mir auch einfach noch nie jemand erklärt.
Das liegt letztendlich an der Setzung der Hoheit und der Durchsetzung mit Gewalt. Gründe für die Legalisierung von und das Ausmaß der Einwanderung sind ökonomische oder außenpolitische Zwecke der Staatsmacht, nicht humanitäre Wohltätigkeit für zufällig benachteiligte Menschen. Das Plastikkärtchen und der Schriftzug sind in der Tat nicht die Macht über die Menschen, das so zu sehen bezeichnet man übrigens als Fetischismus, die Macht, die dem Dokument Inhalt gibt, liegt beim Staat und wird mit dem Willen der Unterworfenen und ihrer Akzeptanz der Verhältnisse legitimiert und praktisch gemacht.
Ansonsten: Die Menschen
sind unterschiedlich, sie unterscheiden sich nach Hautfarbe, Sprache, Erziehung und so weiter. Aber das sind keine
Gründe für den Staat und sie legen auch keine Aufteilung der Staatsgewalt in Nationen nahe oder sowas. Es handelt sich stattdessen um
Ergebnisse staatlicher Gewalt und um ein bißchen irrelevante Natur, aus der aber kein Staatssystem abzuleiten ist, und übrigens auch nicht im Sinne biologischer Rassen oder soziologischer Ethnien. Der Staat
behandelt aber alle Menschen ohne Ansehung solcher Oberflächlichkeiten gleich, sofern sie Staatsbürger sind. In ihrer Staatsbürgerschaft
sind sie erst gleich, nicht in ihrer Natur.
Wenn jemand die Staatsbürgerschaft nicht hat, dann ist es
dieser Umstand, dass er vom Gesetz anders behandelt wird, und nicht die Umstände seiner Geburt.
Das ist bürgerliche Gleichheit, und nicht, dass man nicht anfangen soll nach der Augenfarbe zu sortieren wer wählen darf oder so ein Blödsinn - das hat in einer bürgerlichen Demokratie sowieso keiner vor.
Dann nochmal zum Punkt Homo: Die Bedeutung davon ist auch was anderes als die Übersetzung.
"Homo" wird von verklemmten Heteros als Ersatzbeleidigung verwendet, wenn sie sich nicht trauen, Schwuchtel zu sagen.
Die Bedeutung erschließt sich bei solchen Respektlosigkeiten aus sowas, und nicht aus irgendeiner "eigentlichen" Bedeutung.
Das selbe gilt für "Zigeuner", darauf zu bestehen ist im öffentlichen Jargon eben eine bewusste Respektlosigkeit.
Es ist aber falsch zu denken, dass sich das ändert, wenn man sie gestelzt "Sinti und Roma" nennt, wer die nicht leiden kann, bringt mit der Bezeichnung dann die selbe Abwertung zum Ausdruck, außerdem noch sein Ressentiment gegen Regeln des öffentlichen Anstandes oder der political Correctness wie Rechte es nennen um es von ihren eigenen Überzeugungen zu dem, was sich gesagt gehört, abzugrenzen. (Ich möchte meinen, dass ich mit nem Bild von Bratkartoffeln und nem "Dresden '45"-Caption hier nicht gut ankomme, oder? Kann ich akzeptieren, lass ich deshalb bleiben.)