Nur haben sich inzwischen die Umstände drastisch geändert und vielleicht hat die Bevölkerung nun eine andere Meinung als vor zwei Jahren.
Nö. Eigentlich hat sich überhaupt kein Umstand geändert. Großbritannien ist weiterhin vollwertiges Mitglied in der EU, Großbritannien hat keine Absichtserklärung zum Austritt übermittelt und ob es überhaupt einen Austritt geben wird ist ungeklärt. Faktisch hat sich noch überhaupt nichts verändert. Möglicherweise ändert sich das in ein paar Jahren, aber bis dahin hat sich der Status nicht wesentlich verändert.
Natürlich müsste man sich auch mal fragen, was den alles als drastisch geänderte Umstände gelten soll.
Hätte Deutschland November 2015 eine Volksabstimmung zur Flüchtlingspolitik gemacht und bei dieser Abstimmung wäre Merkels Kurs bestätigt worden, wären dann die Ereignisse der Sylvester Nacht, ebenfalls ein Grund für ein 2. Referendum gewesen?
Was die nationalistische SNP hier versucht ist das Instrument der Volksabstimmung zu missbrauchen. "Großereignisse" wie die Abstimmung zum Brexit verändern, dass Stimmungsbild in einem Land. Kurzfristig. Langfristig gesehen pendelt sich die Meinung wieder auf ein normales Maß ein. Ein paar Gedankenspiele dazu
- Abstimmung zum Atomausstieg 1 Monat vor Fukushima, 1 Monat nach Fukushima und 2 Jahre nach Fukushima. Das wären 3 völlig unterschiedliche Ergebnisse, obwohl sich de facto nichts verändert hat. Die AKWs wären immer noch genauso sicher und es gäbe auch keine neuen Erkentnisse zur Sicherheit
- Abstimmung zur Einschränkung des Streikrechts 1 Monat vor den Bahnstreiks, 1 Monat nach den Bahnstreiks und 2 Jahre nach den Bahnstreiks. Wie wirkt sich das wohl auf die Umfrage Ergebnisse aus?
- Abstimmung über die Verschärfung des Demonstrationsrechts 1 Monat vor den Protesten gegen die EZB, 1 Monat danach und 2 Jahre danach. Wie glaubst du wären die Ergebnisse?
- Einschränkung des Rechts auf freie Religionsausübung sowie Einschränkung der Freiheitsrechte 1 Monat vor einen Anschlag in Berlin (nach Pariser Vorbild), 1 Monat danach und 2 Jahre danach
Volksabstimmungen dürfen sich keine kurzfristigen Effekte zu eigen machen. Ansonsten wird das Ergebnis verzerrt.