pantokrator schrieb:
Wenn ich lang genug die Festplatte auf den Boden haue kommt irgendwann mal Windows XP mit Firefox und Text raus. (eigentlich wird sie physikalisch kaputt...)
Dieses Bild von Evolution ist nicht wirklich zutreffend. Wenn es euch nicht stört, erklär ich mal ein paar Basics zum Thema Evolution, damit den Kreationisten der Wind aus den Segeln genommen wird. Natürlich ist die Überlegung zutreffend, dass, wenn ich ein Haus sehe, irgendwann und irgendwo ein Wesen existiert haben muss oder auch noch immer existiert, dass dieses Haus erbaut hat. Deshalb ist der Gedanke von Intelligent Design - und darauf möchtest du ja hinaus - prinzipiell einleuchtend. Ich sehe eine Welt, also muss jemand diese Welt gemacht haben. Theologisch nennt sich das Prinzip des ersten Auslösers.
Zur Makroevolution kann ich mich nicht äußern, das muss ein Physiker übernehmen. Aber von der chemischen Evolution bis hin zum Menschen: damit kann ich dienen.
Ich beginne mit der sogenannten Ursuppe, also der ursprünglichen Atmosphäre und den Bedingungen, die vor gut 4,6 Mrd. Jahren auf unserem Planeten herrschten. Verschiedene Elemente kamen in dieser Ursuppe vor, die da wären: Sauerstoff, Kohlenstoff, Stickstoff, Schwefel und Phosphor sowie etliche andere, die für uns aber keine Relevanz besitzen.
Aufgrund normaler chemischer Aktivität (vergesst es, ich geb hier jetzt keine grundlegenden Lektionen in anorganischer Chemie) bildeten sich aus diesen Elementen grundlegende Moleküle wie Ammoniak, Kohlenstoffdioxid u.ä. die als Ausgangsstoffe für die folgende chemische Evolution dienten. Normalerweise sollten Moleküle sich ja aufgrund der Brown´schen Molekularbewegung und des Entropiegrundsatzes nicht zusammenfinden und reagieren, aber Meteoriteneinschläge, Vulkanausbrüche und gewaltige Blitze lieferten enorme Energiemengen, die dabei halfen, die Energiedifferenz zu überbrücken: es bildeten sich Lipide, Aminosäuren und Purine sowie weitere Moleküle. An diesen Molekülen beginnt nun bereits die Evolution mit zartem Griff zu arbeiten: Angenommen, verschiedene Moleküle haben zusammen eine erhöhte Chance, ihre biologische Halbwertszeit zu verlängern, dann ist das eine vollkommen ausreichende Begründung für das vermehrte Auftreten solcher Molekülcluster. Sofern ein solcher Cluster auch noch autoreplizierend ist, wird sich sein "Modell" unglaublich rasch (in biologischen Zeiträumen gemessen) verbreiten. Der Weg der zunehmenden biologischen Komplexität hat begonnen. RNA stellt sich in Zusammenarbeit mit Polymerasen als idealer Informationsspeicher heraus, die erste Möglichkeit der Selbstreplikation ist gegeben. Mehr und mehr Information wird durch die RNA gespeichert, durch Kopierfehler der Polymerase, die ja alles andere als perfekt ist, entstehen Mutationen, wobei nachteilhafte Veränderungen ausgemerzt, vorteilhafte (z.B. effizientere Energieverwertung o.ä.) selektiert werden. Die Cluster werden größer und größer, beginnen sich mittels Membranen abzuschotten und gehen Symbiosen ein (--> Endosymbionthen-Theorie). Der Schritt von den autonomen Molekülclustern zu den Einzellern ist getan, die Evolution ist beim ersten, primitiven Kleinstlebewesen angekommen.
Von hier aus geht es in Riesenschritten voran. Mittels Mutationen ensteht eine große Vielfalt an Pro- und später Eukaryonten, die sich durch verschiedene Wege der Energiegewinnung unterscheiden. Ausgehend von diesen einfachen Anfängen, entwickelt sich eine große Anzahl von Meereslebewesen bis hin zu den Fischen. Mit der Enstehung der Ozonschicht ist der Weg geebnet zur Besiedelung des Landes, eine vollkommen konkurrenzfreie Nische bietet sich an. Fische mit verstärkten Flossen (Knochenvorläufern) sind in der Lage, kurze Zeit an Land zu verbringen und sich hier von den Pflanzen zu ernähren. Das Kiemen/Tracheen-System der Fische entwickelt sich zur Lunge der Landlebewesen. Die komplexen Organismen haben endlich das Land erobert, auf dem sich Pflanzen und Mikroorganismen schon lange wie im Paradies wähnen. Ideale Grundlagen zur Vermehrung.
Jetzt wird vlt. klar, warum dein Bild nicht wirklich passend ist. Klar geht der PC kaputt, wenn du ihn auf den Boden wirfst, aber wenn du deinen 2-jährigen Bruder sinnlos auf der Tastatur herumhauen lässt, kommen irgendwann ein oder zwei sinnvolle Worte heraus. Stell dir vor, dein bruder haut eine Million Jahre auf der Tastatur herum. Ist es so schwer, einzusehen, dass er irgendwann einen sinnvollen Text schreibt - durch puren Zufall?
Auch das mit dem Wolf und der Wölfin passt nicht wirklich. Evolution ist kein Würfelspiel, bei dem auf einmal eine 4 oder eine 6 da steht. Die Entwicklungen sind nie sprunghaft, sondern folgen immer aufeinander, wie ja direkt einzusehen ist.
Das bisher Geschriebene erhebt mit Sicherheit keinen Anspruch auf Vollständigkeit, bei Fragen zu einzelnen Passagen habt bitte keine Hemmungen, diese auch zu stellen. Evtl. bin ich in der Zusammenfassung zu grob vorgegangen, mir selbst ist das Thema vertraut, von daher ergänze ich Logikbrüche einfach selbst bzw. bemerke sie nicht einmal.
@ simpsons3: Deine Kreativität in allen Ehren, aber warum machst du dir solche Mühe, die Bibel umzuschreiben? Petrus wurde von Jesus selbst zu seinem Nachfolger bestimmt, warum sollte er seinen *Gönner* umbringen? Um die Macht über die 20 Leute zu erhalten, die Jesus damals nachgefolgt sind? Du verwechselst das heutige Christentum mit dem damaligen, welches nichts anderes war als eine verfolgte Sekte. Bravo, so eine Macht wünscht man sich natürlich, da macht man sich gern die Finger schmutzig o_0
best regards,
BW